Die wilde Reise der Öko-Landwirtschaft: Vom Außenseiter zum Trendsetter

Stell dir vor, du sitzt gemütlich beim Frühstück, genießt dein Bio-Müsli mit frischen Früchten und denkst dir: Wie ist dieser ganze Bio-Hype eigentlich entstanden? Im Artikel gibt’s mehr. Schnall dich an, denn die Geschichte der Öko-Landwirtschaft hat einiges zu bieten.

Die Anfänge: Rebellen mit Mistgabeln

Die Ursprünge des ökologischen Landbaus reichen bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück. Alles begann in den 1920er Jahren, als eine Gruppe visionärer Landwirt*innen genug von chemischen Experimenten auf ihren Feldern hatte. Inspiriert von Bewegungen wie der Anthroposophie und der Lebensreform suchten sie nach natürlichen Wegen, ihre Böden fruchtbar zu halten. Einer der lautesten Stimmen war Rudolf Steiner, der 1924 den „Landwirtschaftlichen Kurs“ hielt und damit den Grundstein für die biologisch-dynamische Landwirtschaft legte. Seine Anhänger gründeten später den Demeter-Verband, der bis heute für biodynamische Produkte steht.

In der Schweiz legten Dr. Hans Müller, Maria Müller-Bigler und Dr. Hans Peter Rusch mit ihren Forschungen und Konzepten den Grundstein für den organisch-biologischen Landbau. Bäuerinnen und Bauern aus Süddeutschland knüpften erste Kontakte zu diesen Pionieren, was eine nachhaltige Entwicklung der ökologischen Landwirtschaft in Deutschland begünstigte.

Dunkle Zeiten: Der Ökolandbau im Schatten des dritten Reichs

Während des dritten Reichs wurde die (Bio-)Landwirtschaft stark von der Ideologie des Regimes beeinflusst. Begriffe wie „Blut und Boden“ prägten die Agrarpolitik, und es gab Bestrebungen, die Bauernschaft zu idealisieren und zu kontrollieren. In dieser Zeit gerieten alternative Anbaumethoden, einschließlich der ökologischen Ansätze, ins Abseits oder wurden vereinnahmt, um den autarken Vorstellungen des Regimes zu entsprechen.

Bioland: Vom kleinen Samen zur großen Bewegung

Springen wir in die 1970er Jahre nach Honau bei Reutlingen (Baden-Württemberg): Eine Gruppe engagierter Landwirt*innen den Verein „bio gemüse e. V.“ gründete.  Ihr Ziel? Eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur, ohne chemische Keulen und mit viel Respekt vor Tier und Pflanze. Dieser Verein entwickelte sich in den folgenden Jahren weiter und wurde 1974 zur „Fördergemeinschaft organisch-biologischer Landbau e. V.“, die ein erstes offizielles Markenzeichen eintragen ließ. Bereits zu diesem Zeitpunkt umfasste die Gemeinschaft 91 Mitglieder, darunter 48 Erzeugerbetrieben mit einer Gesamtfläche von 873 Hektar.

Und wie kam das „Land“ in Bio rein? Im Jahr 1979 entschied sich der Vorstand, den Namen „Bioland“ als offiziellen Vereinsnamen zu nutzen und verabschiedete die ersten Erzeugungsrichtlinien. Heute ist Bioland einer der größten Bio-Verbände Deutschlands und setzt Maßstäbe für nachhaltige Landwirtschaft aus der Region.

EU-Öko-Verordnung und Bio-Siegel: Der Bio-Dschungel wird lichter

In den 1990er Jahren erkannte auch die Europäische Union, dass klare Regeln her mussten. 1991 trat die erste EU-Öko-Verordnung in Kraft, die festlegte, was wirklich „bio“ ist. Kurz darauf, 2001, wurde das EU-Bio-Siegel eingeführt – dieses grüne Blatt, das uns heute im Supermarkt den Weg weist. Es garantiert, dass mindestens 95% der Zutaten aus ökologischem Anbau stammen und keine fiesen Gentechniken im Spiel sind. Global wurde das Ganze durch IFOAM und FiBL. Die globalen Bio-Gurus trugen die Öko-Landwirtschaft in die Welt. Die „International Federation of Organic Agriculture Movements“ (IFOAM) wurde 1972 gegründet und fungiert als weltweiter Dachverband der Öko-Bewegung. Sie setzt sich für den Austausch von Wissen und die Förderung ökologischer Praktiken ein. Parallel dazu liefert das „Forschungsinstitut für biologischen Landbau“ (FiBL) seit 1973 wissenschaftliche Erkenntnisse und unterstützt Landwirte dabei, noch besser und nachhaltiger zu wirtschaften.

Fazit: Bio rockt die Welt

Was einst als Nischenbewegung belächelt wurde, ist heute aus unseren Küchen nicht mehr wegzudenken. Dank mutiger Pioniere, klarer Richtlinien und engagierter Forschung hat sich der Ökolandbau vom Außenseiter zum Trendsetter gemausert. Also, beim nächsten Bissen deines Bio-Apfels: Denk dran, du beißt in ein Stück Geschichte!

Wie läuft es aktuell in der Bio-Szene? Das kannst du in dem unten stehenden Artikel lesen.

Bio-Boom in Europa: Mehr Bio-Flächen, steigende Umsätze & wachsendes Interesse!

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zum weiterlesen / Quellen:

Wie ist die Ökologische Landwirtschaft entstanden? – BOELW

Die Geschichte des Ökolandbaus – BIO COMPANY

Bioland Geschichte

Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im Deutschen Reich (1933–1945) – Wikipedia

Global organic area grows more than ever before – FiBL

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Text: Darina Fudulov, Bioland e.V.